7. August – Skamdalsbakkan bis Lossivatnet

07.08.2018 23:59 Uhr

Es ist 22:45 Uhr und es ist hell draußen. Also weder hell noch dunkel. Wir sind am steinigen Geröllstrand des Lossivatnet auf 730m angekommen. Seit gut zwei Kilometer steht unsere Tour auf wackligen Füssen.

Wir hatten eine windige und regnerische Nacht. Es war aber trocken im Zelt und kuschelig im Schlafsack:

Heute früh um 6 regnete es noch und um 9 dann nicht mehr. Die Sonne war erst gegen 10:30 Uhr zu sehen.

Wir brauchten ewig ab 9 Uhr. Ich probierte mich in Rührei. Es gab unser Elben(nuß)brot und Tee bzw. Kaffee.

Eh dann alles gepackt war und gesäubert (auch unsere Zähne), war es 11:30 Uhr.

Spät.

Dafür, daß wir bis zur Losistua wollten, hätte mehr passieren müssen. Schon nach dem Aufstehen.

Anton macht der Rucksack zu schaffen und die Hose in S rutscht wie nichts. Das schlimmste ist aber der Rucksack. Er müsste m.E. auf dem Becken aufliegen und auf den Schultern auch, aber ohne die Last auf den Schultern. Anton tut mir leid. Sein Rucksack ist gefühlt nur noch halb so schwer wie meiner, aber ich kann ihm nichts mehr abnehmen. Er quält sich zusehens.

Wir liefen los und fanden den Pfad nicht mehr. Nach gut 2 Stunden querten wir 100m oberhalb der Nihkejohka- Wasserfälle den Hauptfluß. Dazu gingen wir aber mindestens 400m wieder zurück. Der Vorschlag kam vom Garmin.

Ab da gab es ab und an Steinmännchen oder rote Markierungen.

Selten.

Manchmal.

Diese hatten wir auf anderen Flußseite einfach nicht gefunden. Hier fanden wir ab und zu welche. Ewig aber auch nicht.

Der Weg ist kein Weg. Man stelle sich so einen Wildpfad in unseren Wäldern vor. Mit Moosballen und Kleinsten Blaubeeren ab und an. Und das alles auch noch ohne Bäume und ab und zu noch Sumpfgras oder Wollgras. Und Felsen und Steine und Bäche und Rinnsaale. Selten ist der weg mehr als 30m lang, dann wieder weg. Dann sucht man wieder Steinmännchen oder rote Markierungen. Findet man sie nicht, läuft man jedoch auch und hofft…

Lecker sind die Moltebeeren, wenn sie denn schön leuchtend rot sind. Die Blaubeeren waren unten noch groß. Seit dem wir die Skamdalsbotnen rechts hoch gestiegen sind, ist die Vegetation ganz anders. Hochgebirge, oberhalb Baumgrenze. Moose und Flechten in einigen Varianten und so filigran um sie garnicht immer zertreten zu wollen.

Was ich nicht annahm, ist, daß es hier ab und an schöne gelbe und rote Pilze gibt…

Gegen 15 Uhr trafen wir eine englischsprechende Familie mit Tochter und Hund. Die einzigen heute. Sie hatten kaum Gepäck und waren bergabwärts unterwegs Richtung Beisfjord. Sie waren 9 Uhr an der Lossi losgelaufen und garnichtmal so weit gekommen.

Sie erzählten uns von einer Bachquerung…. Oh fein. Nur 200m breit und schnell gemacht.

Eine Stunde Später sahen wir ein erstes Rentier. Es lief immer wieder vor uns her, kam ran und traute sich nicht… Wir nannten es, warum auch immer, Rolf das Ren.

Der Weg (oder das, was wir uns als Weg vorstellten), zog sich zäh und ewig hin. Immer wieder hofften wir darauf, das am Horizont der Blick auf den See, den Lossivatnet, freigegeben wird. Gegen 21 Uhr hatten wir ihn dann erreicht. Wie zwei geschundene Ritter.

Der See ist ziemlich gross. Er ist aber auch übelst merkwürdig. 700 bis 732 Meter Höhe Wasser… Genau. der Pegel liegt momentan 30 Meter tiefer wie normal oder sogar noch mehr. Ein merkwürdiger Anblick. Vor allem von den freiliegenden bestimmt sehr gefährlichen Schwemmsandablagerungen.

Anton macht mal Abendbrot. Heute gibt es Beef Stroganoff, zwei Landjäger, Tee und Kaffee.

Am gegenüberliegenden Schwemmsandufer spielen vier Tiere Hasche. Sehen aus wie Frettchen… Sie Fiepen oder Fauchen – so ein Mischmasch…

Einen schwarzen Vogel sahen wir noch – als einzigen großen Vogel. Sah aus wie eine Krähe, nur mit doppelt so langem, gebogenen Schnabel.

So. Nun der nicht so schöne Teil des Tages. Gut einen Kilometer vor der Flußquerung und mit dem Blick zum Lossivatnet, bin ich blöd getreten, der Stein kippte weg und zing sprang gefühlt mir meine Sehne über den Knöchel. Der Knöchel ist sehr dick. Ich liege hier und während ich schreibe, habe ich einen Chinasalbenverband – das einzige, was kühlen und helfen könnte.

Wir machen morgen erstmal eine Zwangspause.

Ein Ausstieg aus der Tour böte sich an der Lossihütte an. Bergabwärts kommt eine Straße Richtung Skjomen und Gronvald. Irgendwann Freitag kommt ein Bus nach Narvik. Da die Straße asphaltiert ist, fährt bestimmt auch mal ein Auto.

Wir könnten nach einem Arztbesuch in Narvik Richtung Abisko fahren, dort Angeln oder nach Kiruna.