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12. August – Magnus

13.08.2018 8:05 Uhr

Da wollte man mal nett und höflich sein und zeigen, daß man anderer Leute Land und Regeln respektiert und dann so ein Reinfall.

Die Stuga, an der wir unser Camp aufgeschlagen haben, gehört Magnus garnicht.

Schwedisch ist nicht so mein Ding. Da hatte ich Magnus einfach eine Mail geschrieben an die Adresse auf dem Zettel an der Stuga…

11 aug. 2018 kl. 15:08 skrev Oliver Julian :

Dear Magnus,
My son and me are hiking in the near of Kiruna.
We found your nice stuga on the river. We will buildup a small tent only 150 meters downriver for one or two days to dry our clothes. Question: is it ok for you we are near or on your ground?
We are glad to hear you.
Thank You.
Oliver and Anton Julian

Hi Oliver, it’s ok. Hope you have a nice stay.

Best regards,
/ Magnus

Der Zettel ist keine nette Botschaft an Vorbeiziehende, sondern an den Eigentümer der Hütte.

Jenny war so frei und hat es uns übersetzt und wir sind nun enttäuscht:

„So Schatz ich habs übersetzt. Ich weiß nicht wo ihr zeltet , auf alle Fälle nicht auf dem Grund und Boden von Magnus….“

Egal. Selten so gelacht. Wir bleiben.

12. August – Rautasälven

12.08.2018 15:42 Uhr

Es regnet und regnet und regnet.

Wir sitzen hier im Trocknen. Die Sachen, die aber schon oder immernoch nass sind, werden nicht trocken.

Der Fluß hier, der Rautasälven, gibt uns keine Fische raus. Ärgerlich. Wir hätten die Äsche nicht wieder zurücksetzen sollen. Nun gibt es also keinen Fisch.

Die Nächte hier sind kurz. Morgens um 3 war es schon hell und ich konnte kaum mehr so richtig einschlafen.

Ansonsten gibt es nicht viel zu erzählen. Ist dröge im Zelt. Zwei, drei mal hatte es ja mal für 30 Minuten aufgehört… und wieder angefangen.

Unser Feuer bekommt auch kaum Glut. Alles Holz ist nass. Die Birkenrinde schafft es nicht irgendwas anzubrennen, bevor sie selber abgebrannt ist.

Während Anton angelt, schreib ich nun diesen heutigen Blogeintrag – soll ja meine Fuß schonen.

Wir sind immernoch bei N 67.95007° E 020.09788. Nichts markantes hier. Der Fluss, die Stromschnellen, ein paar Stugas am rechten Ufer und wir.

11. August – Narvik nach Krokvik

11.08.2018 23:52 Uhr

Währen wir im Bus sitzen schreib ich mal was auf bis zum Aussteigen.

6:30 Uhr Wecken und Duschen

7:00 Uhr Frühstück

7:30 Uhr Rucksäcke ideal packen

9:00 Uhr Checkout

9:45 Uhr Abfahrt mit dem 91er Bus ab Narvik AMFI Center.

Die neue Brücke kommt. Man baut noch dran. Imposantes Bauwerk.

10:33 Uhr – Stop in Riksgränsen – Schweden. Supermarkt vorhanden. In Ketterjokk gibt es einen Mini-Coop.

Es fängt an zu regnen. Richtig. Wie immer mal. Narvik hat uns etwas verwöhnt, denn da war ab und zu etwas Sonne.

Regenbogen bei Stenbakken. Langsam wird er löchrig der Himmel.

Ob wir heute trocken einen Platz zum Schlafen finden werden? Die Regenjacken sind irgendwo in einem Rucksack. Da liegen sie gut – Sabotage.

12:00 Uhr – erste Kieferbäume ab Bergfors. Fällt richtig auf.

12:25 Uhr – Krokvik. Jetzt geht es wieder in die Einsamkeit. Der Bus spuckt uns aus. Wir müssen uns unbedingt die Zeit merken. Hier gibt es kein Haltestellenschild, kein Garnichts. Krokvik ist eine Notparkbucht. Links sieht es aus, als stünde dort ein Bahnhäuschen. Wofür aber?

Wir gehen einige Hundert Meter zurück. Rechts soll ein befestigter Weg direkt zum See sein und zum Fluß gehen.

Wir sind nichtmal enttäuscht. Es ist wie immer. Ein Trampelwildwechseldurchsmoorwegirgendwas. Zwei Tage Schuhe getrocknet und den Gestank dazu durchlitten – das ist nach 10 Minuten alles zu Nichte gemacht. Alles wieder naß.

Der See ist groß. Aber so gut wie nicht zugänglich. Nach 15 Minuten durch den Sumpf schmatzen die Schuhe nur noch so. Wir schlagen uns auf einem Pfad zum Ausfluß des Sees. Leider gibt es hier kaum Wasser und absolut nur die Moorbollen, auf die wir hüpf hüpf hüpf hingelaufen waren. Am Fluß selber stehen Stugas, die so nicht auf der Karte zu finden sind. Das Jederman-Recht gestattet echt viel, nur sollte man nicht in unmittelbarer Nähe zu einem Wohnhaus nächtigen. Zählen die ganzen unbewohnten Stugas dazu?

Was tun? Schwarze Wolken machten schon etwas sorgen. Wir sind angewiesen auf einen Platz mit frischem Wasser…

Wir wieder zurück Richtung Straße und schon genervt… da ging links noch ein anderer Weg rein – also noch als letzte Chance den probiert.

Nach einem Kilometer stoßen wir auf eine weitere Stuga, paar hundert Meter wieder usw. usw.

An der ersten hängt ein Zettel. Auf Schwedisch. 10% versteht man. 90% nicht. Email und Telefonnummer stehen auch drauf.

Die Höflichkeit sagt mir, daß ich dem Herrn eine Mail schreibe und einfach frage, ob wir 100m weiter unser Zelt aufbauen dürfen. – Und Magnus sagt einfach, daß es ok ist und wünscht uns eine schöne Zeit.

Hurra. Wir haben einen Platz und bauen unser Zelt auf. Alles, was naß ist, kommt auf die Leine, auch, wenn es grad nicht so aussieht, daß es heute besser wird. Es nieselt, nieselt nicht, nieselt. Egal. Es muß an die Luft, soll es nicht stocken.

Anton macht uns Nudeltopf (war prima) und was warmes zu trinken.

Ich mach ein kleines Feuer. Die Schuhe sollen wenigstens minimalst antrocknen.

In zwanzig Minuten sind wir zum Skypen verabredet. Also schnell nochmal die Angel rausgeholt…

Beim dritten Mal blinkern hatte ich eine (meine allererste im Leben) Äsche am Haken. 40cm lang. Jippie. Wir setzen sie aber wieder rein.

Dann skypen wir das erste Mal mit Jenny und Paul zu Hause. Paul ist aus dem Ferienlager zurück – es gibt was zu berichten. Ein schönes Ereignis für uns.

Das Feuer brennt verdammt schlecht. Alles Holz, was wir finden, ist nass. Die Rinde der Birken brennt wie Zunder, schafft aber kaum Hitze aufzubauen.

Der Fluß ist voll schön. 200m breit, ordentliche Strömung. Rechts sind Stromschnellen. Es ist wieder mal laut wie Wasserfälle in etwap… Lautes Grundrauschen.

Gefangen haben wir heute nichts mehr. Schade.

Ist jetzt kurz vor 23:00 Uhr. Die Dämmerung ist da.

Wir sind jetzt bei N 67.95007° E 020.09788 (https://goo.gl/maps/avh55NnJvrLZzP2H8)

Gute Nacht für heute…

10. August – Hotel Transsylvanien

10.08.2018 um 20:57 Uhr

Die erste Nacht im Hotel Narvik ist vorüber.

Wir haben unser Hotel in „Hotel Transsylvanien“ umbenannt. Zum Frühstück haben wir erfahren, das es noch ein Pärchen, wohl Norweger, gab, die sich auch hierher verirrten.

Das Personal ist hier der Personal. Es gibt scheinbar nur einen. Gestern als Portier verkleidet und heute als Koch im Kochzweireiher. Ob er auch die Zimmer reinigt?

Wir stellen uns vor, daß ABBA hier vielleicht mal genächtigt hat oder der Chef sie so sehr mag und das WLAN-Kennwort dahingehend geändert hat (1970 taucht auch drin auf). Vielleicht hatte sich ABBA auch gerade hier zerstritten wegen der Auswahl des Hotels?

Immerhin hat es drei Sterne und der Personal ist immerhin beflissen und akkurat – wir haben sogar eine Schüssel für Antons Fußbad bekommen. Salz haben wir ja selber im Gepäck.

Heute sind wir um 8 Uhr aufgestanden. Das Frühstück (inklusive) paßte zum Charme des Hauses – nett waren die Spiegeleier und der Kaffee. Antons Morgenmüsli war wohl quer im Geschmack, er stieg auf Eierkuchen mit Marmelade um.

Wir sind aber satt geworden und haben uns dann entschlossen einen Schaufensterbummel in Narviks Hauptstraße zu machen.

Und da wir schon Shoppingmall Nummer 1 kannten, stürzten wir heute in die Mall Nummer 2.

Vorbei ging es an den zentral gelegenen Fiskethallen, dem Verkausfladen für frischen Fisch.

In dieser Mall gab es auch nettes zu entdecken, jedoch haben wir eh kein Platz für irgendwas im Gepäck.

Staatlicher Alk-Laden (sieht aus wie ein Edel-Intershop)

3,50 Euro die Kugel… extra für Finn fotographiert…

Wir schlenderten zum Hafen, ich legte mein Bein hoch, dann ging es im gemächlichen Schneckentempo zurück ins Hotel.

Nun lagen wir da. Anton badete in salzigem Wasser seine Zehen und ich ruhte meinen Fuß aus.

Dann haben wir die nächsten Tage geplant.

Wir reisen morgen aus Narvik ab. Wir würden gerne mit der Bahn Richtung Kiruna/Schweden fahren. Hier gab es eine schwere Explosion und die Bahnstrecke ist nun gesperrt.

Wenn, dann kommt alles mit einem Schlag.

Wir fahren morgen nach Krokvik mit dem 91er Bus. Krokvik liegt kurz vor Kiruna. Dort werden wir versuchen zu angeln. Anschliessend fahren wir mit dem Bus nach Kiruna und zelten die letzten Tage und besuchen das Bergwerk, welches uns interessiert. Freitag geht es dann auf den Rückweg mit dem Nachtzug und dem sonntäglichem Flieger nach Tegel.

Heute gab es schon Abendbrot. Ein ganzes Grillhähnchen für umgerechnet 2,90 Euro und frisches Brot für 1,98 Euro. Und zum Abschied zwei Bier – also das Leichtbier – für 2,60 Euro die Dose. – Ein leckeres Abschiedsessen.

Unser Zimmer stinkt barbarisch. Nicht nach Grillhähnchen. Es sind unsere nassen, ja nun schon fast trockenen Schuhe und Wandersocken. Ich hatte zwar die Socken versucht zu waschen, jedoch ist da ein Aroma drin, dass selbst die Mücken vor dem Fenster kotzen.

9. August – Rückweg nach Narvik

09.08.2018 um 23:28 Uhr

Gegen 9 aufgestanden gefrühstückt, gepackt und losgelaufen. Wir waren zwischen den Wolken. Oben in den Gipfeln und unten im Tal nur weiße Wasserwatte und wir dazwischen.

Kaum losgelaufen, fing es an zu schütten. Ich konnte nichtmal mehr Fotos machen – so nass war mein Handy.

Mehrere Autos entgegenkommend: der erste Fahrer verstand uns nicht – mindestens 10 km bis Fjelbu und Norge sowieso only.

Die anderen konnten, wie wir, nur wenig Englisch. Narvik ist aber das einzige Krankenhaus und wir bekamen eine Taxi-Nummer (nur nicht den Empfang dazu)…

Das waren die einzigen Autos für die nächsten Stunden und wir waren frustriert und frustrierter. Wir sind gut eine Ewigkeit zwischen den Wolken gelaufen. Soviel Regen auf einem Haufen. Der kam heute von überall. Erst ab 15 Uhr gab es keine Tropfen.

Gegen Mittag, wir waren nun völlig durchnäßt, kam von hinten ein weißer Toyota und darin der Norweger von heute früh um 10…

Und der Charme siegte in Verbindung mit unserem bestimmt jämmerlichen Aussehen: der alte Mann stieg aus und nahm uns mit.

Er nahm uns nicht nur mit, er fuhr und fuhr. Nach 20 Minuten fuhren wir an Fjelbu vorbei und er wollte uns wohl bis in Richtung seines zu Hauses mitnehmen.

Dann, nach über einer halben Stunde Fahrzeit in seinem molligen Auto, fuhr er langsamer und hielt und zeigte uns am Berg im Wald, weit weg von der Straße ein schickes Haus und gab uns zu verstehen, daß er dort wohne.

Es schüttete aus Eimern und er meinte, daß Narvik nochmals 40 km weit weg sei.

Dann fuhr er langsam weiter.

Er fuhr uns dann bis Narvik zum Touristenzentrum.

Wir drückten uns herzlich und dankten nur, was wir danken konnten. Er schrieb uns seinen Namen und seine Adresse auf. Er war 88 Jahre alt und eigentlich nur zum Moltebeerensammeln im Fjell…

Sowas gibt es auch noch…

Dann suchten wir uns eine Bleibe. Das Hostel war leider ausgebucht. Wir sind dann im zweitbilligsten Hotel der 50er Jahre abgestiegen.

Dann waren wir trockene Socken und Schuhe kaufen – was war das für ein Anblick der Verkäuferin… alleine der Geruch unserer nassen Schuhe und Socken. Zu komisch.

Hiernach sind wir mit trockenen Füßen hoch zum Hospital.

Notaufnahme auf Norwegisch?

Was soll ich sagen? Mit unserem lütten Englisch haben wir erfahren, daß Anton eine eitrige Nagelbettentzündung hat und ich, nach dem X- Ray, einen verstauchten Knöchel. Viel Ruhe für meinen Fuß. Kühlen. Ibus und einen Kühlpack gab es mit auf den Weg. Das war es. In zwei oder drei Tagen solls weg sein.

Das X-Ray mußte ich, wie auch die Norweger, selber bezahlen. „Das ist das norwegische System.“ wurde mir vom Arzt bestätigt. Den Rest übernähme unsere Krankenkasse zu Hause. Antons auch – ganz ohne Karte.

Auf dem Rückweg (es war mit der Zeit schon 18 Uhr durch), waren wir noch Fastfood futtern…

… und bei Spar. Wir wollten uns im Hotel Birnencider einverleiben. Nachdem eine Büchse hier 6 Euro kostet, kamen wir zum Bierregal. Ohoh. Die Preise erklären, warum es hier keine Kästen gibt… Bei den Bierpreisen dürfte es hier nicht einen Alkoholiker geben. Der Cider würde bei uns ein Ladenhüter für die Kohle sein.

Umrechnung ca. 10 Norwegische Kronen für 1 Euro

Andererseits bekommen nichtgelernte Bauhelfer einen garantierten Mindestlohn von 20 Euro. Das sind Relationen, bei denen wir nicht mehr mitkommen.

Na ja. Nun sitzen wir hier. Die Nacht (oder was so die paar Stunden Dauerdämmerung darstellen), wird bald anfangen.

Bei 36 Zimmern sind wir scheinbar die einzigen Gäste. Es ist schon etwas gruselig. Die Bar ist leer, vom Restaurantfeeling ist nichts zu merken. Es gab hier mal bestimmt bessere und schönere Zeiten. Der Boom scheint vorbei. Dabei würde eine gestrichene Fassade schon viel ausmachen. Prinzipiell ist es ja sauber, nur wurde hier schon ewig nicht mehr investiert. Schade.

8. August – Lossivatnet bis ins Tal unterhalb Lossihütte

08.08.2018 um 23:44 Uhr

Heute schliefen wir aus. Eine 600er Ibu war heute früh gegen 3 mein Glück. Ab da schlief ich auch etwas. Egal wie ich den Fuß legte, es ging nicht und schmerzte säuisch…

Mit Anton war ein Ruhetag abgesprochen für den Fuß.

Ich versuchte zu angeln. Wir hörten etwas Hörspiel von Anton seinen mitgenommenen. Anton war es sichtlich öde.

Recht spät so gegen 14 Uhr begannen wir zu packen. Gegen 16 Uhr zogen wir los. Ziel war der Fahrweg hinter der Lossihütte tief im Tal. Der Fahrweg könnte nützlich werden. Selten fuhren dort Autos, aber es fuhren welche.

Heute war ganz dann kurz ein feierlicher Augenblick: wir hatten GSM-Empfang an der Lossihütte – und nur dort.

Wir meldeten uns zu Hause.

Jenny appellierte indirekt an meine Vernunft und an meine Verantwortung. Ich versprach ihr heute bei Ankuft, spätestens morgen zu entscheiden entweder in 5 oder 6-km-Etappen nur noch nach Abisko zu laufen oder aber in Krankenhaus nach Narvik zu fahren.

Für mich ist nun die Optik meines Fußes sehr entscheidend – gerade angekommen und Socken aus und Alarm.

Morgen geht es ins Krankenhaus nach Narvik. Irgendein Auto werde ich schon anhalten. Dann sehen wir weiter. Kiruna ist eh unser Start für die Rückreise. Da gib es einen Zeltplatz und dazu ein Schwimmbad. Da könnten wir mit Bus oder Zug hinfahren…. Oder Abisko raus und zelten und angeln… Wenn der Fuß Ruhe haben muß, kann er die bekommen.

Anton ist geknickt. Habe ihm gesagt, daß das ein Bestandteil von Abenteuern ist und er sich vorstellen soll, daß wir das alles mitgebucht hätten.

7. August – Skamdalsbakkan bis Lossivatnet

07.08.2018 23:59 Uhr

Es ist 22:45 Uhr und es ist hell draußen. Also weder hell noch dunkel. Wir sind am steinigen Geröllstrand des Lossivatnet auf 730m angekommen. Seit gut zwei Kilometer steht unsere Tour auf wackligen Füssen.

Wir hatten eine windige und regnerische Nacht. Es war aber trocken im Zelt und kuschelig im Schlafsack:

Heute früh um 6 regnete es noch und um 9 dann nicht mehr. Die Sonne war erst gegen 10:30 Uhr zu sehen.

Wir brauchten ewig ab 9 Uhr. Ich probierte mich in Rührei. Es gab unser Elben(nuß)brot und Tee bzw. Kaffee.

Eh dann alles gepackt war und gesäubert (auch unsere Zähne), war es 11:30 Uhr.

Spät.

Dafür, daß wir bis zur Losistua wollten, hätte mehr passieren müssen. Schon nach dem Aufstehen.

Anton macht der Rucksack zu schaffen und die Hose in S rutscht wie nichts. Das schlimmste ist aber der Rucksack. Er müsste m.E. auf dem Becken aufliegen und auf den Schultern auch, aber ohne die Last auf den Schultern. Anton tut mir leid. Sein Rucksack ist gefühlt nur noch halb so schwer wie meiner, aber ich kann ihm nichts mehr abnehmen. Er quält sich zusehens.

Wir liefen los und fanden den Pfad nicht mehr. Nach gut 2 Stunden querten wir 100m oberhalb der Nihkejohka- Wasserfälle den Hauptfluß. Dazu gingen wir aber mindestens 400m wieder zurück. Der Vorschlag kam vom Garmin.

Ab da gab es ab und an Steinmännchen oder rote Markierungen.

Selten.

Manchmal.

Diese hatten wir auf anderen Flußseite einfach nicht gefunden. Hier fanden wir ab und zu welche. Ewig aber auch nicht.

Der Weg ist kein Weg. Man stelle sich so einen Wildpfad in unseren Wäldern vor. Mit Moosballen und Kleinsten Blaubeeren ab und an. Und das alles auch noch ohne Bäume und ab und zu noch Sumpfgras oder Wollgras. Und Felsen und Steine und Bäche und Rinnsaale. Selten ist der weg mehr als 30m lang, dann wieder weg. Dann sucht man wieder Steinmännchen oder rote Markierungen. Findet man sie nicht, läuft man jedoch auch und hofft…

Lecker sind die Moltebeeren, wenn sie denn schön leuchtend rot sind. Die Blaubeeren waren unten noch groß. Seit dem wir die Skamdalsbotnen rechts hoch gestiegen sind, ist die Vegetation ganz anders. Hochgebirge, oberhalb Baumgrenze. Moose und Flechten in einigen Varianten und so filigran um sie garnicht immer zertreten zu wollen.

Was ich nicht annahm, ist, daß es hier ab und an schöne gelbe und rote Pilze gibt…

Gegen 15 Uhr trafen wir eine englischsprechende Familie mit Tochter und Hund. Die einzigen heute. Sie hatten kaum Gepäck und waren bergabwärts unterwegs Richtung Beisfjord. Sie waren 9 Uhr an der Lossi losgelaufen und garnichtmal so weit gekommen.

Sie erzählten uns von einer Bachquerung…. Oh fein. Nur 200m breit und schnell gemacht.

Eine Stunde Später sahen wir ein erstes Rentier. Es lief immer wieder vor uns her, kam ran und traute sich nicht… Wir nannten es, warum auch immer, Rolf das Ren.

Der Weg (oder das, was wir uns als Weg vorstellten), zog sich zäh und ewig hin. Immer wieder hofften wir darauf, das am Horizont der Blick auf den See, den Lossivatnet, freigegeben wird. Gegen 21 Uhr hatten wir ihn dann erreicht. Wie zwei geschundene Ritter.

Der See ist ziemlich gross. Er ist aber auch übelst merkwürdig. 700 bis 732 Meter Höhe Wasser… Genau. der Pegel liegt momentan 30 Meter tiefer wie normal oder sogar noch mehr. Ein merkwürdiger Anblick. Vor allem von den freiliegenden bestimmt sehr gefährlichen Schwemmsandablagerungen.

Anton macht mal Abendbrot. Heute gibt es Beef Stroganoff, zwei Landjäger, Tee und Kaffee.

Am gegenüberliegenden Schwemmsandufer spielen vier Tiere Hasche. Sehen aus wie Frettchen… Sie Fiepen oder Fauchen – so ein Mischmasch…

Einen schwarzen Vogel sahen wir noch – als einzigen großen Vogel. Sah aus wie eine Krähe, nur mit doppelt so langem, gebogenen Schnabel.

So. Nun der nicht so schöne Teil des Tages. Gut einen Kilometer vor der Flußquerung und mit dem Blick zum Lossivatnet, bin ich blöd getreten, der Stein kippte weg und zing sprang gefühlt mir meine Sehne über den Knöchel. Der Knöchel ist sehr dick. Ich liege hier und während ich schreibe, habe ich einen Chinasalbenverband – das einzige, was kühlen und helfen könnte.

Wir machen morgen erstmal eine Zwangspause.

Ein Ausstieg aus der Tour böte sich an der Lossihütte an. Bergabwärts kommt eine Straße Richtung Skjomen und Gronvald. Irgendwann Freitag kommt ein Bus nach Narvik. Da die Straße asphaltiert ist, fährt bestimmt auch mal ein Auto.

Wir könnten nach einem Arztbesuch in Narvik Richtung Abisko fahren, dort Angeln oder nach Kiruna.

6. August – Beisfjord bis Skamdalsbakkan

06.08.2018 um 23:58 Uhr

Heute früh aufgestanden. Fertiggemacht und losgelaufen. Zum Bus 400. Der hat uns nach Beisfjord gefahren. Dann waren wir auf uns alleine gestellt. Ein komisches Gefühl.

Wir kämpften anfangs sehr mit unserer Last. Anton rutschte die Hose und der Beckengurt saß nie richtig auf. Er ist immer fast irre geworden, doch irgendwann ging es so lala.

Am Skamdalsvatnet mussten wir erstmal Pause machen. Der war sehr schön für die Augen. Der benachbarte Wasserfall mit seinen vielen kleinen Flüßchen und Bächen und Brücken war auch was Besonderes.

Wir trafen zwei alte Norweger (Mann und Frau) aus Beisfjord. Sie sammelten Moltebeeren. Hatten aber nun nicht so viele. Er war Chemiker, hatte bis 1955 auch etwas Deutsch in der Schule gelernt. Er wies uns noch den Weg oder Pfad und riet uns vom Weitergehen auf dem Winterweg ab. Ein Stück liefen wir aber rein, um uns die Brücke und die Wasserfälle nicht entgehen zu lassen. Der Aufstieg war bis hierher noch gerade so erträglich.

Der weitere Weg nach oben war die Katastrophe pur. Anton wie eine Gazelle vor, ich mit dem Riesenpaket hinterher. Zwei, drei mal richtig schiete ausgerutscht, und oft mit der Überhöhe meiner Ladung in den Krüppelbirken hänge geblieben.

Der Weg war rutschig, matschig und wurde nicht besser. Nach ewiger Qual sind wir dann hinter einer Geröllfläche auf 450m angekommen.

Und schon war eine völlig andere Vegetationsebene erreicht. Moose, Flechten, Gräser. Wie Hochmoor. Total verkrüppelte alte Bäumchen, kaum zwei, drei Meter hoch. Der Wind ist kälter geworden, unsere Schuhe sind jetzt durchnäßt, die Socken erst recht.

Anton war am Ende und ich nicht weniger. Seit bestimmt eine Stunde haben wir den Pfad verloren.

Wir suchten uns eine Stelle mit Flechten, die nicht so bemoost und somit trockener war und schlugen unser Zelt auf. Rechts ist der tosende Fluß und rechts ein kleiner Schmelzwassertümpel.

Achso: hier oben gibt es keine Mücken trotz der sumpfigen Flächen…

Und da Wandern hungrig macht, haben wir uns Chili Con Carne gemacht. Dazu gab es Tee und Kaffee. Zum Nachtisch gab es getrocknete Datteln und auch noch ein Landjägerwürstchen.

Seit dem Wasserfall haben wir früher als erwartet kein GSM und dann auch kein Datennetz. Hier ist nun Totenstille. – Aber Olli hat es rausgeholt… das Radio ohne Empfang (wer hätts gedacht), aber mit MP3 Konserve.

Es ist jetzt 21:30 Uhr. Wir machen das Zelt dicht. Hier kam keiner und wird garantiert auch keiner kommen.

Ruhe.

Einsam.

Frieden.

5. August – Kiruna, Abisko, Riskgrensen und irgendwann auch Narvik

5. August 2018 0:18 Uhr

So. Nach 16 Stunden haben wir Narvik erreicht. Eine Massage wär jetzt nicht schlecht.

Ab Kiruna war es die aufregendste Eisenbahnstrecke, die ich je erlebt habe. Davor steigert es sich so gaaaanz langsam, um voll in einer wahren Explosion in immer wieder anderen Ausblicken und Momenten hinter Kiruna loszulegen.

Es kommen Moore, Seen, Birkenwäldchen, Falunrote Häuser, Bohlenwege, reißende Bäche, Berge mit Schnee und Gletscher, Bahnsteige aus Holz oder Schotter, Tunnel, keine Tunnel, Tunnel, Lavinenschutzbauwerke, Tunnel, Blaues Wasser, kleine Boote und ein großes altes Viadukt der Ofotenbahn und Reste des alten Tunnels…

…ich könnte mich reinsteigern…

Narvik. Ach ja. Wir sind da. Am Ziel unserer Bahnfahrt, am Beginn unserer Wanderung. Bahnhof Narvik. Endstation.

Weier geht es in unser Hostel. Voll schön romantisch alt. Charmante Einfachheit. Das Zimmer ist schön groß, aber leer bis auf ein Doppelstockbett und eine Minicouch und ein Miniminitisch. Es gibt saubere Gemeinschaftsduschen und Toiletten auf dem Flur. Alles okay. Witzig und mir bisher unbekannt: wir haben Einmalbettwäsche bekommen – aus Polypropylengewebe. Gefühlt wie leichtes Leinen.

Nach dem Einchecken sind wir zur Kabinenseilbahn gelaufen und haben die überwältigende Aussicht über Narvik bis zu den Lofoten genossen. Dazu gab es heiße Waffeln. Für Anton mit Käse, für mich mit Erdbeermarmelade.

Dann sind wir wieder zurück, über den Yachthafen, am Wasser entlang und ins Hostel.

Eine superheiße Dusche erwartete uns und dann eine Pizza in der Pizza Bakkery für jeden. – Man was sind wir satt.

Und nochmals zu Hause und bei Paul angerufen… und nun geht es schlafen….

Die folgenden Fotos hat mir WordPress nur so reingeschmissen…

Muß ich noch sortieren….

Der Abend ist einfach zu kurz….

In über 600m über Narvik…

Der nördlichste Burger King? Wer weiß das schon…

5. August – Der Nordpolarkreis…

5. August 2018 10:02

…in Polar Circlen (https://goo.gl/maps/gMafRDjw511BQ6pKA) haben wir ihn überschritten bzw. überfahren: den Nordpolarkreis.

Die Landschaft ist anders, trostloser, einsamer.

Die Bäume, so zart und mickrig, sind nicht älter wie zu Hause.

Sümpfe und Seen ziehen vorbei.

Berge sieht man ab und an.

In Gällivare sind schon viele ausgestiegen, doch wir wollen weiter. In einer Stunde kommt Kiruna.

Wir haben nur wenige Minuten Verspätung.

Manchmal hält der Zug. Sieht aus wie freie Strecke und doch ist es ein Haltepunkt.

Kaum sieht man ein Flüßchen oder ein Moor aus dem Fenster, ist es vorbeigerauscht.

Menschenleer. Seltenst mal ein Haus. Ab und an das Tuten des Zuges, wenn ein Bahnübergang an einer wohl wichtigen Schotterstraße erreicht wird. – Ansonsten fahren und fahren wir….